„Victor Hugo und das ihm zugeschriebene Gedicht

Victor Hugo… Der berühmte französische Schriftsteller, Dichter, Maler und Senator. Viele von Ihnen kennen ihn durch seinen Meisterwerk Les Misérables (Die Elenden). Darüber hinaus gehören Der letzte Tag eines Verurteilten und Der Glöckner von Notre-Dame zu seinen bedeutenden Werken. Obwohl ich selbst noch nicht die Gelegenheit hatte, diese kostbaren Werke zu lesen, steht außer Frage, dass es sich um wahre Meisterwerke handelt.

Während es unzählige Aspekte gibt, über die man bei Victor Hugo sprechen könnte, möchte ich mich heute kurzhalten und nur auf einen bestimmten Punkt eingehen. Eine umfassende Analyse dieses außergewöhnlichen Menschen liegt momentan außerhalb meiner Möglichkeiten.

Kürzlich stieß ich in YouTube-Shorts auf ein Gedicht – vielleicht ist der ein oder andere von Ihnen bereits darauf gestoßen. In diesem kurzen Video wurde behauptet, es handle sich um ein Werk von Victor Hugo. Das besagte Gedicht lautet wie folgt:

„Muss man Tränen vergießen, um zu weinen?“
Victor Hugo (Deutsche Fassung)

Muss aus den Augen Tränen rinnen,
damit man weint? Kann nicht im Schein
von Lachen tiefstes Leid beginnen?

Muss Schönheit erst dein Auge streifen,
damit man liebt? Kann nicht allein
ein schöner Geist im Groben reifen?

Ist Sehnsucht nur das Fernweh-Fieber?
Kann nicht in Nähe brennen still
ein ungestilltes Liebestreiben?

Ist Diebstahl nur, was Gold dir raubt?
Kann nicht ein Glücksdieb sein, der gibt
und nimmt zugleich, was dich beraubt?

Muss man die Rose brechen, sehen
sie welken? Kann nicht zart im Trieb
verblüh’n die Knospe ungesehen?

Braucht Mord Metall, das tödlich trifft?
Sind nicht Locken Strick, Blick Gewehr,
und jedes Lächeln ein Geschoss geschwind?

„Obwohl dieses Gedicht oft Victor Hugo zugeschrieben wird, gibt es keine stichhaltigen Beweise für seine Urheberschaft. Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich um ein anonymes Werk. Ja, Victor Hugo war zweifellos ein vielseitiges Genie, aber dieses Gedicht stammt nicht aus seiner Feder. Leider ist die Behauptung, es sei von ihm, nicht mehr als ein urbaner Mythos. Doch das ändert nichts an der außergewöhnlichen Schönheit des Gedichts. Wer könnte diese Zeilen lesen, ohne berührt zu sein? Mag die Zahl der Lyrik-Lesenden auch schwinden – ich hoffe, dass jeder, der solch eine Kostbarkeit entdeckt, sie wenigstens einmal bedacht liest.“

„Muss man Tränen vergießen, um zu weinen?“
Glauben Sie nicht, dass die Seele stumm bluten kann?

„Muss Schönheit unser Auge reizen, damit wir lieben?“
Ist Anmut nicht ein relativer Begriff?

„Manche Völker lieben das Längliche, andere das Kurze –
zählt am Ende nicht der Charakter?“

Meine Überzeugung: Zwar schätzt jeder Mensch Ästhetik, doch manchmal wird gerade der für uns strahlend, den andere als „hässlich“ bezeichnen. So funktioniert die Alchemie der Gefühle. Ich bitte Sie: Denken Sie über jede Zeile nach.

Und zum Abschluss – ein echtes Hugo-Zitat (ins Deutsche übertragen):
„Das Leben ist eine Blume, deren Nektar die Liebe ist.“
(Original: „La vie est une fleur dont l’amour est le miel.“)


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